Skitouring Greece

Öf Trailguide

Christoph "Öf" Öfele

Meine Leidenschaft Berge versuche ich hier mit Euch zu Teilen.

Markus Trischler

Markus Trischler

Als professioneller Filmer und Photograf bin ich beruflich viel in den Bergen unterwegs, was ich privat dort erlebe schildere ich Euch hier.

Skitouren am südlichsten Ende Europas

Der Winter 2022 konnte die Skibegeisterten unter uns nicht wirklich überzeugen. Dazu war die trockene Phase im Februar und März zu lange und zu allem Überfluss landete gefühlt die halbe Sahara Mitte März in Europa. Es musste also ein Ersatzprogramm gefunden werden, und zwar schnell. Westalpen ade, aber wohin sollen wir denn fahren um ausreichend Schnee zu finden? Da hatte Markus die zündende Idee: KRETA!
Klar, oder? Wenns der Winter bei uns nicht bringt fährt man eben ins südlichste europäische Gebirge. Nach kurzem Zögern war ich aber auch von Trischis Idee überzeugt, schon einfach weil ich mir das null Komma null vorstellen konnte auf Kreta Skitouren zu gehen. Als wir dann noch Infos über einen strengen schneereichen Winter in Südosteuropa fanden begann die Planung.
Flug mit Skigepäck war schnell gebucht. Etwas schwieriger schon die Buchung des Mietwagens. Groß genug um Ski, Gepäck und zwei Burschen zu transportieren, klein genug um die abgeschiedenen Ecken zu erreichen. Unsere Entscheidung viel auf ein Allrad getriebenes Vehikel mit Winterreifen, dazu später mehr.
Geöffnete Unterkünfte in den Bergen Kretas zu finden war dann schon eine größere Herausforderung, aber zumindest für die ersten zwei Nächte hatten wir etwas gefunden. So stand also dem Start unseres Abenteuers nichts mehr im Weg.
Freitag, 18.3.22, Start am Münchener Flughafen, über Athen nach Heraklion. Entspannt und voller Vorfreude auf die Woche gings zum Autoverleih. Erster Dämpfer: man kann keine Allrad Autos oder Fahrzeuge mit Winterreifen buchen. Bäääm! Der sitzt, bezahlen konnten wir die nämlich schon. Danke dafür (Check 24)! Ohne Allrad und Winterreifen, aber mit guten Essensempfehlungen des freundlichen Herrn der Autovermietung gings nach Anogia, unserem ersten Stopp. Einchecken auf kretisch: Nachbar hilft bei der Verständigung, als Willkommensgeschenk gibts ne Flasche Raki und ne Dose Kekse, beides selbstgemacht. Gleichmal nen Raki zum aufwärmen weil die Bude zwar ne Heizung hat, die war aber leider aus. Gut gewärmt gings nun zur örtlichen Taverne auf kretische spezial Spaghettis und gegrilltes Lamm. Zum Abschluss noch nen griechischen Kaffee und ab ins Bett.

Schließlich steht der höchste Gipfel, Psiloritis 2456m, gleich am Anfang unserer Reise an. Die gut geteerte Strasse bringt uns bis auf 1000m Seehöhe ab dort gehts dann endlich auf die Ski. Wir sind froh daß der Himmel immer wieder aufreisst und uns so die Orientierung erleichtert. Am Gipfel selbst ist es abartig stürmisch, aber die Südseite der Insel ist komplett wolkenfrei und so genießen wir zumindest kurz die wunderschöne Aussicht aufs lybische Meer. Das Gipfelfoto fiel flach, zu kalt zum knipsen.
Auf bockhart gefrorenem Schnee gings zurück zum Auto. Wir freuen uns schon daß der Deckel hält und wir keinen Bruchharsch fahren müssen, da passierts, wir brechen bei jedem 2., 5. und 13. Schwung durch. Einige Stürze später sind wir wieder am Auto zurück. Es ist wie überall, der höchste Berg ist selten leicht zu besteigen. Auf dem Rückweg zur Unterkunft ist schnell klar, hier gibts für morgen nix mehr zu holen für uns, ab in den Westen der Insel. Lefka Ori, die weißen Berge, sind unser nächstes Ziel. Vorher bleiben wir aber noch an einem Dynyfit Testcenter „hängen“. Offiziell verleihen die hier Tourenski und Schuhe. Wenns aber kalt ist schenkens hier heißen Schnaps aus und heut wars saukalt ;-)))

Die weißen Berge erwarten uns bereits mit Neuschneeeeeee! Yipiii! Alles richtig gemacht. Nur unser Auto hat mit dem Schnee auf der Strasse zu kämpfen. Schließlich erreichen wir aber unseren Ausgangspunkt. Ski an und ab in den kretischen Powder. Lichte Laubwälder erwarten uns auf unserem Weg nach oben. Ein kleiner Jeep überholt uns. Häää??? Was will denn der hier? Egal, wir zweigen ab und haben den Berg nun für uns allein. An der Kallegri Hütte angekommen stehen wir schon wieder im Sturm. Schnell abfellen und ab in den windstillen Wald.
Powder im Laubwald, ein Traum. Wir genießen die Abfahrt in vollen Zügen. Kurz bevor wir den Talboden erreichen sehen wir den kleinen Jeep von heute morgen wieder. Im Schnee eingegraben und den hilflosen Fahrer. 100m talwärts ein dicker Pickup steckt im Schnee. Die anwesenden klären uns auf: kleiner Jeep wollte testen was sein Auto kann, blieb stecken. Großes Auto wollte Retter spielen hat sich aber selbst versenkt. Schaufeln? Fehlanzeige. Also graben wir kurzerhand beide Autos aus und wurden anschließend zum Essen eingeladen. Da aber bereits starker Schneefall eingesetzt hatte flüchteten wir relativ schnell Richtung Chania ans Meer. Auf unserer Fahrt nach unten passierten wir drei Kleinwagen die auf der Straße zurückgelassen waren (Sommerreifen) und den großen Pickup des nachmittags. Die Rettungsaktion ging gründlich schief, das Auto hatte eine gebrochene Hinterachse. Heilfroh tiefere Lagen schadensfrei erreicht zu haben checkten wir in unsere, am Morgen gebuchte, FeWo ein. Mit Blick übers Meer erwachten wir am nächsten Morgen.
Sturm und fette Brandung ließ nicht auf beste Bedingungen hoffen. Da die Straße aber frei befahrbar war, danke an Skitouring Crete für die Info, gings wieder hoch in die Berge. In Folge diffuser Lichtverhältnisse und 30cm Neuschnee beschränkten wir uns heute auf den Waldbereich und stiegen mehrfach auf. Beste Pulverschnee Bedingungen Ende März auf Kreta, wer hätte das gedacht. Nach einigen Runs gings zurück zum Auto. Gleich mal Wetter checken. Äääähhh, wie bitte? Weitere 40cm Neuschnee sind gemeldet. Binnen 24h. Also ist klar mit unserer Kutsche kommen wir nicht mehr in die Berge. Frust. Enttäuschung.
Was machen?

Warum ich letztlich das Wetter am Olymp checkte kann ich nicht sagen, aber ich war froh drum. Sonne pur und wenig Wind. Der Heimflug ging eh über Thessaloniki, also kurzerhand die Flüge umgebucht, Sachen gepackt und ab nach Thessaloniki. Mit dem Auto gings weiter nach Elassona zu unserer Unterkunft Riverside Rooms.
Auch in Griechenland selbst fiel im Winter außerordentlich viel Schnee, soviel Schnee, daß die Besteigung des Mytikas 2918m (höchster der drei Olympgipfel) nicht möglich war. Lediglich der 7m niedrigere Skolio mit 2911m ist diesen Winter mit Ski zu erreichen.
So starten wir bei strahlendem Sonnenschein und einer leichten Brise an der Ski Trainingsstation der griechischen Armee, K.E.O.A.X. auf der Südseite des Olymp. Schon die Anfahrt von Elassona lässt uns staunen. Ein breites, hohes Gebirgsmassiv ganz in weiß erhebt sich vor uns. Beeindruckend. Majestätisch. Göttlich. Beim Entladen der Ski rutscht uns kurz das Herz in die Hose. Gewehre werden durchgeladen. Wachwechsel am Zugang zum „Skigebiet“. Doch das freundliche Lachen der Soldaten signalisiert uns: alles in Ordnung. Der Puls sinkt wieder auf normale Werte.
Für den Zustieg über die Südroute ist es obligatorisch sich am Eingang des Militärgelandes anzumelden (Ausweis nicht vergessen). Die ersten Meter führen uns an den Unterkünften der Soldaten vorbei. Nach 100hm erreichen wir den ersten von zwei Skiliften und der Wind nimmt deutlich an Stärke zu. Um schnell an Höhe zu gewinnen steigen wir der Piste folgend auf. Als wir die Schutzhütte auf 2450m erreichen sind wir bereits gut abgekühlt vom starken Wind. Also erstmal rein in die gute Stube zum Aufwärmen. Der Anblick von gefrorenen Wasserflaschen signalisiert uns das Fehlen einer Heizung. Dicke Jacken raus und weiter Richtung Gipfel. Immerhin wirds laut Vorhersage am Nachmittag windig. Doch erstmal steigen wir im windberuhigtrn Bereich weiter auf und wir können uns dank der warmen Sonnenstrahlen etwas aufwärmen. Am ersten Grat angekommen erfasst uns der Sturm mit voller Wucht. Ein flüssiges Gehen ist fast unmöglich. Beim Heben der Ski versetzt der Wind das Bein zur Seite. Die aufgewirbelten Schneekristalle schmerzen wie kleine Nadelstiche im Gesicht. Normal würden wir bei solchen Verhältnissen eine Tour abbrechen, die Heimat der griechischen Götter zieht uns allerdings magisch an und so gehts im Schneckentempo weiter bergwärts. Wie durch ein Wunder schläft der Wind ca. 50m unterhalb des Gipfels ein und wir derreichen den Sitz der Götter bei Windstille und strahlendem Sonnenschein. What a day! Klar, die Abfahrt wird kein Spaß, aber hei, wen kümmerts. Wir sind auf dem OLYMP!
Nachdem wir die Aussicht lange genossen haben gings über teils einen Meter hohe Windgangeln zurück ins Tal. Skifahrerisch kein Schmankerl, aber das erwartete uns auf der Hütte der Armee. Wir waren die einzigen Gäste und wurden von zwei Soldaten verpflegt. Fleischspieße mit Pommes für 3,50€ und das Essen war auch noch super gut. Ein rundum geiler Tag am Berg lässt sich am besten mit einem guten Essen beenden.
Die Planung für den nächsten Tag war nicht ganz so leicht, wir wollten ja schließlich noch nen guten Skigipfel machen. Babis Marinidis, DER Bergführer vor Ort, war uns mit seiner unkomplizierten Art eine große Hilfe. So bestiegen wir den 2450m hohen Kitros oberhalb des kleinen Bergdorfs Kokkinopilos. Windgeschützt gings durch eine Rinne über 1000hm bis zu einem Vorgipfel des Kitros. Von dort folgtem wir dem Grat bis zum höchsten Punkt des heutigen Tages. Vom Gipfel konnten wir die beeindruckenden Nordwände des Olymp sehen, die an ihrer höchsten Stelle 500m fast senkrecht abfallen. Weite Täler zum entspannten Schwingen oder steile Rinnen ähnlich den Dolomiten auf der Nordseite des Olymp findet man alles. Leider ist es aber unser letzter Tag und so bleibt uns nur diese eine letzte Abfahrt zu genießen. Dank der tiefen Temperaturen der letzten Wochen gabs aber kein Firnspaß sondern Bruchharsch Action. Vollkommen am Ende erreichten wir unser Auto, welches uns als erstes nach Kokkinopilos in die Taverne La Noi führte. Die Chefin erwartete uns mit bestem Essen und mega Nachspeise. Definitiv ein place to be wenn man in der Region ist.
Zurück in unserer Unterkunft haben wir schon die ersten Sachen gepackt, damit wir am Heimreisetag noch genügend Zeit haben ans Meer zu fahren und bei Sonnenschein direkt am Meer frischen Fisch zu Essen.
Was für ein geiler Urlaub und definitiv nicht das letzte mal Skifahren in Griechenland.
More about our trip: https://www.instagram.com/blizzard_skimo_team/ 

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